10. Juni 1908

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß sich seit etlichen Jahren stets zu Pfingsten die Witterung sehr kühl und unfreundlich gestaltet. Wie schon Pfingsten 1907 und 1906 Regen und raue Winde die Pfingstfeiertage völlig verdarben, so war es auch diesmal vielfach der Fall, wenn sich auch das Wetter in den meisten Gegenden nicht ganz so schlimm gestaltete, wie es anfänglich den Anschein hatte. Die schon beinahe unerträglich gewordene Hitze war schon am Sonnabend gründlich verschwunden, und der kühle Wind war zwar allen, die weite Pfingstwanderungen unternahmen, sehr angenehm, aber die Gartenlokale, die hier und anderwärts ein großes Pfingstgeschäft erhofft hatten, sind in ihren Erwartungen arg getäuscht worden. In der Nacht vom ersten zum zweiten Feiertage sank das Thermometer bis auf 5 Grad über Null ab. Da wir Menschen keinen Einfluß auf die höheren Gewalten haben, so haben die am besten daran getan, die sich mit der in der bekannten Operette ausgesprochenen Lebensweisheit abfanden: Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist! Wenigstens verliefen die Feiertage regenfrei und am zweiten Feiertag stieg die Temperatur nicht unerheblich, sodaß alles in allem das Pfingstwetter doch noch günstiger war, als die Wetterprognose am Sonnabend angekündigt hatte.