Über das große Pferdefleisch-Probe-Essen, das der Berliner Thierschutzverein am Donnerstag Abend im Luisenhof veranstaltete, schreibt der bekannte Humorist Julius Settenheim u.A.: Etwa 600 Tischgäste! Und mit Entsetzen bemerkte ich, daß selbst das gutmüthige Pferd sich nicht ohne Musik genießen läßt. "Das Schlachtroß steigt, und die Trompeten klingen!" Auch die Reden klangen, die die Tafel einleitende Rede des Herrn Regierungsraths Sefeld wurde sogar noch deutlicher vernommen und mit Beifall angehört.
Der erste Gang, die Kraftbrühe, und der dritte, das gespickte Filet in Madeira, mundeten ganz vortrefflich, und selbst der in Freiheit dressirte Feinschmecker konnte nicht behaupten, er höre beim Essen ein gewisses Wiehern oder er müßte so feinhörig sein, daß er bei einem anderen Essen brüllen oder grunzen zu hören pflegt.
Eine Wurst, die von gutgelaunten Roßschlächtern herumgereicht wurde, ließ sich gleichfalls nicht von einer Cervelatwurst, welche einen anderen Stammbaum hat, unterscheiden.
Die Damen, welche anwesend waren und in der Küche zu Hause und zu Hause in der Küche sind, schienen sehr zufrieden und für das Pferd völlig gewonnen. Eine Tafel war den Stadtverordneten, eine andere den Vertretern der Presse reservirt; an beiden Tafeln lobte man das Pferd aus vollem Munde. Im Vorsaal war eine Ausstellung von Roßbraten und verwandter Kost vom Verein Berliner Roßschlächter etablirt, und man kaufte viel für den Hausstand ein.
Als ich gegen Mitternacht das Souper verließ, wurde im Saal noch tüchtig eingehauen, wie dies das arme Pferd bei Lebzeiten seitens der Herren Kutscher in anderer Weise wohl als schmerzlich erduldet hat.