11. November 1907

An das kunstsinnige Publikum der Stadt Guben

Seit dem Jahre 1891, also vor 10 Jahren, zu welcher Zeit mir die Ehre zu Teil wurde, das hiesige Stadt-Theater zu übernehmen, sind die Preise für die Duzendkarten immer dieselben geblieben, obwohl die Anforderungen des Publikums, vor allen Dingen aber die Honorarforderungen der Künstler und Autoren sich von Jahr zu Jahr gesteigert haben.

Zu keiner Stadt von der Größe und Bedeutung Gubens, mögen die künstlerischen Darbietungen des Theaters noch zu geringwertig sein, bestehen erwiesenermaßen so kleine Eintrittspreise für die Duzendkarten wie hier; infolgedessen haben bereits mehrfach hervorragende Kräfte erklärt, sie kämen sehr gern wieder nach Guben, wo Publikum und Direktion ihnen überaus sympathisch wären, aber die zu erzielenden Einnahmen ständen in keinem Verhältnis zu den Offerten anderer Städte von gleicher Größe.

Das kunstsinnige Publikum wird es daher wohl nicht mehr als gerecht finden, wenn die Preise für die Duzendkarten etwas erhöht werden, damit die künstlerischen Leistungen auf der jezigen Höhe erhalten bleiben und der gute Ruf, dessen sich Guben in der ganzen Theaterwelt erfreut, nicht verloren geht.

Mit der höflichen Bitte, dass bisher meiner Direktionsführung geschenkte Vertrauen und Wohlwollen mir auch ferner hin gütig bewahren zu wollen, zeichnet

Hochachtungsvoll

Sascha Hänseler