In der gegenwärtig auf dem Lubstplatz aufgestellten Menagerie beging in der gestrigen Abendvorstellung ein Hutarbeiter die Unvorsichtigkeit, einen der Löwen, der seine Tatze durch das Gitter streckte, zu streicheln. Der Löwe aber verstand diese Zärtlichkeit falsch, schlug mit der anderen Tatze zu und verwundete die liebkosende Hand derart, dass sich der Mann sofort zu einem Arzt begeben mußte.
Die Eisheiligen dürften diesmal mit besonderer Spannung erwartet werden. Hat man sich doch schon recht gut an die Maihitze gewöhnt und möchte man doch von empfindlichen Kälterückschlägen nichts mehr wissen, nachdem alles, was keimt und sprießt, bisher eine so prächtige und ungestörte Entwicklung nehmen konnte. So erwartet man denn neugierig, wie die Tage der gestrengen Herren sich in diesem ungewöhnlich früh hereingebrochenen warmen Frühling zeigen, ob sie sich der bisherigen Stimmung der Temperatur anpassen, oder, ihrem ja leider nicht so günstigen Rufe getreu, erhebliche Abkühlung bringen werden. Möglich ist im Mai alles. Gehören doch sogar Schneefälle im Wonnemonat nicht ins Reich der Unmöglichkeiten. Nach den Aufzeichnungen Dr. R. Hennings wurde z. Bsp. Berlin im Jahre 1899 am 19. Mai, im Jahre 1867 sogar noch am 24. Mai, durch einen ganz respektable Schneefall überrascht. In Wien hatte am 15. und 16. Mai 1885 ein außerordentlich starker Schneefall arge Verkehrsstockungen zur Folge. Von ähnlichen Wetterkatastrophen wissen auch die Chronisten früherer Zeiten zu erzählen. So sollen am 25. und 26. Mai 1705 allenthalben in Deutschland zahllose Bäume unter der Last des gefallenen Schnees zusammengebrochen sein. Auch am 4. Mai des Jahres 1740 wurde die Mark durch einen sehr starken Schneefall heimgesucht. Hoffen wir, dass die „Eisheiligen“ uns diesmal mit Überraschungen verschonen. Mammertus, der heute, am 11. Mai, den Anfang machte, benimmt sich bis jetzt sehr gesittet; mögen Pankratius und Servatius ihm gleichen!