14. August 1903

Ein chinesisches Regenrezept, das freilich auch nicht immer hilft, teilt die Köln. Ztg mit: In der Hauptprovinz Tschili herrscht seit Monaten schwere Dürre. Der Kaiser und alle hohen Beamten beteten täglich in den Tempeln kniefällig um Regen, aber aller Kotau half nichts.

Da ließ man aus einem fernen Tempel eine wundertätige eiserne Tafel kommen, die für gewöhnlich dort an einem Brunnen hängt. Bringt man sie in eine von der Trockenheit heimgesuchte Gegend, so gibt es sofort Regen, aus dem sogar Wolkenbrüche werden, wenn die Tafel unterwegs den Erdboden berührt.

Die Tafel kam, wurde feierlich eingeholt, verehrt und es regnete auch. Aber nur ein ganz kleines bißchen. Darob fiel das arme alte Gerät in Ungnade und wurde wieder zu seinem Brunnen heimspediert.

Inzwischen war noch etwas anderes versucht: Die in Tientsin gefangen gehaltenen, zum Tode verurteilten Verbrecher wurden in die Prellsonne geführt und mußten um Regen bitten. Würde das himmlische Wasser kommen, so sollten sie begnadigt sein. Es half aber alles nichts und die Kerle, die keinen Regen herabbitten konnten, wurden geköpft. Schließlich kam der Regen von selbst, aber da war es zu spät, die Ernte war in der Hauptsache verloren.