16. Juli 1907

Endloser Regen kennzeichnet den diesjährigen Sommer. Die unausgesetzten, tagelang anhaltenden und immer wieder neu beginnenden Regengüsse schädigen Feld- und Gartenfrüchte in gleicher Weise. Immer beklommener sieht der Landwirt der Ernte entgegen, von der man Ende Juni noch gutes erwartete. Spätherbstliche Kühle in der üppigsten Zeit des Hochsommers, das geht denn doch über die Begriffe, die man sich von einem richtigen Verlauf der Jahreszeiten macht. Wirklich schöne warme Sommertage hatten wir nur in der ersten Hälfte des Wonnemondes, vom 5 bis 15. Mai. Seither herrscht im Wetterreiche ein planloses Regiment. Sobald die Sonne ein paar Stunden, wenns hoch kommt, ein paar Tage, vom wolkenlosen Himmel strahlte, gleich zogen außergewöhnlich schwere Gewitter auf, sandten enorme Regenmassen herab, meist mit Hagel vermischt, und sorgten für jähe Abkühlung. Zu den wenigen völlig regenfreien schönen Tagen dieses Sommers gehörte der – Siebenschläfertag, ein drastischer Beweis, wenn es eines solchen noch bedurfte, für die Haltlosigkeit dieses Aberglaubens. Das miserable Wetter ist auch für die Sommerfrischler sehr ärgerlich. Ist es schon im Flachland kühl, so ist es in den Gebirgen naturgemäß noch viel kälter, aus verschiedenen Gebirgsgegenden wird sogar von Schneefällen berichtet…