16. Juni 1908

Zu schweren Ausschreitungen, bei denen ein Polizeibeamter erhebliche Verletzungen davontrug, kam es Sonnabend abend auf dem Lubstplatze. Der Polizeisergeant Blobel war zur Beaufsichtigung auf dem Lubstplatze, wo eine Seiltänzergesellschaft Vorstellungen gibt, kommandiert. Als sich unter einigen Burschen eine Prügelei entspann, und er zur Hilfe gerufen wurde, begab er sich zu den Streitenden und wollte den Namen des Hauptkrakehlers feststellen; dessen Anhang, eine Rotte von 6 bis 8 Burschen, fiel nun über den Beamten her und schlug auf ihn ein. Der Übermacht gegenüber unterlag B., der sich tapfer zur Wehr setzte. Als er mit einer Kaffeeflasche einen Hieb vor die Stirne erhielt, stürzte er zu Boden. Von seinem Säbel konnte er nun nicht mehr recht Gebrauch machen und wurde mit Schlägen und Fußtritten bearbeitet. Den Säbel vermochte die Rotte ihm nicht zu entreißen, einem von ihnen konnte er damit eine Verletzung am Bein beibringen. Obwohl hunderte von Menschen anwesend waren, wagt Niemand, dem überwältigten Beamten zu Hilfe zu kommen. Als die wütenden Burschen von ihm abließen, schaffte man B. nach dem Restaurant zur Mark Brandenburg und ein Arzt wurde gerufen, der den Verletzten untersuchte und in einer Droschke in seine Wohnung schaffen ließ. Der Beamte wird voraussichtlich längere Zeit dienstuntauglich sein; seine Verletzungen schienen anfänglich nicht so schwer zu sein, heute klagte er aber über heftige Schmerzen in der Brust, im Kopf und im rechten Arm, aus dem ihm die rabiaten Burschen den Säbel mit Gewalt hatten reißen wollen. Herr Polizeiinspektor Lück, der zur Hilfe herbeigerufen wurde, begab sich eiligst nach dem Schauplatz der Tat und ermittelte einen der Burschen, den er festnahm. Ein zweiter von ihnen näherte sich in drohender Weise von hinten, um, wie er später selbst zugestand, den Polizeiinspektor niederzuschlagen. Als einziger aus der ganzen Menschenmasse sprang jetzt ein Fleischermeister mutig dem Beamten zu Hilfe, hielt den Verhafteten fest und ermöglichte so dem Polizeiinspektor, auch den anderen Burschen zu verhaften. Mit Hilfe inzwischen erschienener Beamten und Nachtwächter wurden die Verhafteten abgeführt Noch ein  Dritter ist als beteiligt ebenfalls verhaftet worden. Weitere Ermittlungen über die Beteiligung noch anderer Personen an den Ausschreitungen sind im Gange. Die Verhafteten sind der Arbeiter Ludwig Klein, der Arbeiter Max Schumann und der Arbeiter Fritz Hockwin, sie wurden heute dem Gericht zugeführt.