Vom Wetter. "Gutes und Böses prophezei´n - durcheinander muß der Prophet; - Eins von Beiden trifft immer ein, - daß er nie mit Schanden besteht!" Dieses Wort Friedrich Rückerts sollten die Wetterpropheten sich künftig als Lehre dienen lassen. Denn alle, die das Wetter für den Winter 1902/03 vorausgesagt haben, sind schlechte Propheten gewesen; die einen meinten, wir würden einen sibirischen Winter bekommen, die anderen sprachen von einem warmen Winter. Nun erleben wir, daß keiner Recht hat; zeitweise war uns strenger Frost beschieden, dann wieder wehte fast Frühlingsluft. Am tollsten aber treibt es der Februar; goldigster Sonnenschein lockte schon, so daß einige Vorwitzige bereits vom Frühling sprachen, kaum aber war das Wort heraus, verfinsterte sich der Himmel und Regenmassen gingen hernieder. Auch heftige Stürme setzten ein, und hierauf kamen Graupelschauer und Schneefälle. Das alles hinderte indessen nicht, daß bald darauf Frau Sonne uns wieder anlächelt und das Quecksilber im Thermometer plötzlich 5 Grad unter den Nullpunkt sinkt. Der April könnte nicht launischer sein als dieser Februar, der dafür sorgt, daß der tückische Gast Influenza bei uns bleibt und sich recht breit macht, sehr zu unserem Verdruß.
Wie Moltke über lange Reden dachte. Es ist bekant, daß Moltke den Offizieren des Generalstabes, die ihm statt kurzer Arbeiten voluminöse Hefte überreichten, sie mit dem Bemerken zurückgab, sie hätten heute wohl nur wenig Zeit gehabt, da sie so viel geschrieben hätten. Neu dagegen ist die Unterhaltung mit dem "großen Schweiger", die ein ehemaliger Parlamentarier in der "Köln. Ztg." über Moltkes Kritik des Redeflusses mittheilte. Er erklärte, er verstehe einfach nicht, wie Abgeordnete so unbescheiden und rücksichtslos sein könnten, ihren Kollegen des Anhören langweiliger Reden zuzumuthen. Das sei geradezu die kostbare Zeit der Zuhörer gestohlen. Wer eine Rede wohldurchdacht und gründlich vorbereitet habe, könne durchweg innerhalb höchstens 20 Minuten die wichtigsten parlamentarischen Fragen erörtern; wer länger rede, pflege in der Regel seinen Stoff nicht zu beherrschen, sei unklar im Denken oder sei zu faul, um rechtzeitig seine Rede vorzubereiten und gründlich durchzuarbeiten.