Wie in den meisten älteren Städten der Mark und Lausitz befand sich auch hier bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts in der unmittelbaren Umgebung der Hauptkirche der Gottesacker, und wenn auch schon seit Mitte des bezeichneten Jahrhunderts auf dem sogenannten alten Friedhof vor dem Crossener Tor beerdigt wurde, blieben doch die Gräber auf dem jetzigen Marktplatz noch erhalten. Mit wie geringer Pietät aber die alten Grabsteine behandelt wurden, hat sich wiederholt bei Abbruch von Wohngebäuden, namentlich am Markt gezeigt. So sind unlängst wieder an dessen Südseite bei Niederlegung des Konditor Schulzschen Gebäudes teils im Mauerwerk, teils im Boden des Kellers größere Teile von Denkmälern mit wohlerhaltener Schrift und Verzierung gefunden und vom Besitzer dem städtischen Museum geschenkt worden, in dessen Vorraum sie jetzt zu besichtigen sind. Sie zeigen in großer, wohl lesbarer Schrift die damals üblichen ausführlichen Lebensangaben und berichten, bis auf Stunden berechnet, die Lebensdauer. Interessant ist durch die nur in Konturen eingegrabenen Umrisse einer Rittergestalt eine starke Grabplatte wohl des ausgehenden 15. oder beginnenden 16. Jahrhunderts, die im ehemaligen Hotel "Zum Prinzen Karl" (jetzt Bestandteil des Postgebäudes) als Schwellstein benutzt war und nun im Märkischen Museum zu Berlin ausgestellt worden ist. Das älteste Exemplar aber, das Randstück einer Schmalseite des Denksteins, der, wie im 14. und 15. Jahrhundert gebräuchlich war, eine am Rande rings um die Figur umlaufende Inschrift trug, enthielt in fingerlangen, schmalen Buchstaben abgekürzt die Angabe IOHES (d.h. Johannes) DE CHOTEBVZ: er galt also dem Andenken eines Glie-des der einst mächtigen, in Urkunden oft genannten Familie V. Cottbus (Cotabuz), lange Besitzerin der gleichnamigen Stadt. Dieses Stück ist nach älteren hiesigen Angaben früher als Unterlage vor dem Ausguß des Hausbrunnens Königstraße 9 verwendet und beim Umbau des Gebäudes vor einigen Jahrzehnten mitvermauert woden. Es bestand damals hier wie anderwärts weder Interesse für Erhaltung solcher Gegenstände noch eine Stelle für ihre Aufbewahrung.