17. November 1901

In Gefahr niederzubrennen schwebte gestern Abend unser Stadttheater. Kurz vor Beginn des Lutherfestspiels, beim Anzünden der Gaslampen, was mittels eines Spiritusanzünders geschieht, wurde die Draperie an einer Seite von einer Flamme erfaßt und brannte sofort lichterloh; die Flamme verbreitete sich mit Blitzesschnelle, besonders züngelte sie nach oben. Es war ein kritischer Moment. Die bereits anwesenden Mannschaften der Feuerwehr griffen jedoch mit großer Umsicht und Entschlossenheit ein, und es gelang ihnen, das Feuer zu bewältigen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Plötzlich, die Hauptgefahr war bereits beseitigt, ergoß sich unerwartet ein ungeheurer, armdicker Wasserstrahl ins Theater, alles überschwemmend. Wie es gekommen, ist wohl nicht recht aufgeklärt, wahrscheinlich war ein Verschlußstück am Wasserleitungsrohr, an das der Schlauch der Feuerwehr angeschraubt wird, durch den Druck des Wassers losgerissen. Gewaltige Wassermassen ergossen sich ins Theater und es dauerte geraume Zeit, bis es gelang, das Wasser abzusperren und diesem unerbetenen Wasserzufluß ein Ende zu bereiten. Vornehmlich diese Ueberschwemmung machte die Aufführung für diesen Abend unmöglich. Ein Glück war es, dass sich der Vorfall ereignete, ehe das Publikum im Theater war; in dem vollbesetzten Hause hätte leicht eine verhängnißvolle Panik entstehen können. Von dem Feuer sind nicht nur verschiedene zu dem Festspiel gebrauchte Dekorationsstücke beschädigt sondern auch beide Vorhänge, sowohl der Hauptvorhang, wie der Zwischenaktsvorhang, sind unbrauchbar geworden. Es war anfänglich beabsichtigt, schon Sonntag die Vorführungen wieder aufzunehmen, es hat sich aber doch die Nothwendigkeit einer mehrtägigen Pause herausgestellt, sodaß die nächste Vorstellung erst Dienstag Abend stattfindet.