18. August 1907

Schiedlo. (Aufkauf der Ortschaft.) Am gestrigen Freitag war Oberpräsidial-Rat Dr. Michaelis aus Breslau mit mehreren Regierungskommissaren und dem Landrat v. Kunow in Schiedlo, um an Ort und Stelle endgiltige Beschlüsse über die weitere Gestaltung des staatsseitigen Ankaufs von Schiedlo zu fassen. Hierbei wurde u. a. der 1. Januar 1908 als äußerster Termin für den freihändigen Ankauf  der noch im Privatbesitz verbliebenen Grundstücke und Gehöfte mit der Maßgabe festgelegt, daß den Verkäufern noch bis zum 1. Oktober 1908 die pachtweise Benutzung ihres früheren Eigentums gestattet werden soll. Dann aber müssen die Gehöfte zum Zwecke des Abbruchs geräumt werden. Es ist notorisch bekannt, daß für den Verkäufer der freihändige Verkauf erheblich größere Vorteile bietet, als sie bei einem zwangsweisen Verkauf, etwa im Enteignungsverfahren, jeweils zu erzielen sind. Es werden deshalb diejenigen Eigentümer, welche sich zu dem Kaufe bisher nicht entschlossen haben, ernstlich in Erwägung ziehen müssen,  nunmehr in die Verkaufsverhandlungen einzutreten, wenn anders ihnen die Vorteile des freihändigen Verkaufes nicht verloren gehen sollen. Zudem muß anerkannt werden, daß bei dem Verkaufe Preise erzielt worden sind, wie sie von Privatkäufern niemals gezahlt worden wären. Wenn weiterhin in Betracht gezogen wird, daß nunmehr bereits etwa 2 Jahre verflossen sind, seitdem den hiesigen Besitzern die Verkaufsgelegenheit an den Fiskus geboten worden ist, dann muß sich schließlich derjenige selbst die Schuld zuschreiben, der diese lange Zeit nicht ausgenützt hat, um sich anderweit ein Anwesen zu gründen. Dazu ist aber jetzt noch hinreichend Zeit, da ja, wie erwähnt, den Verkäufern die pachtweise Benutzung ihre bis 1. Januar 1908 verkauften Gehöfte und Grundstücke noch bis zum 1. Oktober gesichert ist. Den oberhalb Schiedlo belegenen Reiskersee, der mit der Oder in Verbindung steht und verschiedenen Schiedloer Besitzern gehört, beabsichtigt die Regierung ebenfalls anzukaufen. Der See ist sehr fischreich und bringt eine gute Pacht. Viele ehemalige Schiedloer haben sich im Kreise niedergelassen und nur vereinzelt sind sie nach der Ostmark übergesiedelt.