Warnung: Von der Gesellschaft zur Fürsorge für die zuziehende männliche Jugend zu Berlin wird uns geschrieben: Alle Eltern, Lehrherren und Meister werden dringend gebeten, ihre Söhne, Lehrlinge etc. vor unbesonnenem Zuzug nach den großen Städten, besonders nach Berlin, zu warnen. Die Zahl der in Berlin ohne Arbeit langsam sinkenden und verkommenden Jünglinge ist erschrecklich groß. Ohne vorher eine Stellung zu wissen, mit wenigen Pfennigen in der Tasche, kommen Tausende jedes Quartal nach der Reichshauptstadt, hoffen auf Arbeit, aber finden keine, denken, diesem oder jenem Freund ist es durch Zufall geglückt, so könne es ihnen auch nicht fehlen. Bald aber erfahren sie im Gewirr der Großstadt bei ruhelosem Umherirren von einer Arbeitsstätte zur anderen, in mancher Stunde der Angst und Enttäuschung, unter Hunger, Durst und Frost, wie schwer sich Leichtsinn und Unbesonnenheit rächen. Sehr oft ist das Ende: Betteln bei Tage, im Asyl für Obdachlose des Nachts; aufgegriffen durch die Polizei, bestraft mit einigen Tagen Haft wegen Landstreichens und Bettelns, wenn nicht schlechte Gesellschaft und Hunger zum Diebstahl verführt haben und schwere Strafen bedingen. Selten überwindet der in Berlin zuziehende junge Mann ein falsches Scham- und Ehrgefühl und rafft die letzten Pfennige zusammen, um in die Heimat zurückzukehren und dort im altgewohnten Kreise die Arbeit wieder aufzunehmen. Es ist zu schwer einzugestehen: Ich fand in der Fremde nicht, was ich suchte, ich fand in Berlin keine Arbeit! Da spottet doch vielleicht mancher und meint, das Heimweh habe das Muttersöhnchen nach Hause getrieben. - Darum vorbeugen ihr Eltern, Vormünder und Lehrherren und keinen Jüngling zur Großstadt senden, der nicht schon eine sichere Arbeitsstelle, wenn möglich auch Wohnung hat oder Aufnahme bei Verwandten findet.