Hitze und Eis. Es ist unbegreiflich, so schreibt dem Berliner Lok. Anz. ein Leser, der lange Jahre in Amerika lebte, warum der Eisverbrauch bei uns in den Haushaltungen so langsame Fortschritte macht. In den Vereinigten Staaten besitzt jede bessersituirte Familie, nicht nur des Mittel- sondern auch des Arbeiterstandes, ihre Eiskiste, und regelmäßig jeden Morgen erscheint der Eismann und liefert ein Stück Eis ab. Das geht ohne jede Störung vor sich. Er trägt das Stück die Hintertreppe – dort hat jede Wohnung zwei Treppen – hinauf, legt es selbst in den Eisschrank, macht an einem neben dem Schranke hängenden Wandkalender einen Strich und verschwindet. Das Stück Eis von zwanzig Pfund kostet 5 Cent (15 Pfg.) und das ist eine Ausgabe, die sich sehr gut bezahlt. Fleisch, Butter, Gemüse, Alles wandert in die Eiskiste und hält sich dort Tage lang, man kann jeder Zeit einen kühlen Trunk haben, und die kluge Hausfrau hat beständig eine mit Thee, Kaffee oder Wasser gefüllte Flasche auf dem Eis liegen. Und wie mundet so eine Flasche Bier frisch vom Eis, oder eine saftige Wassermelone, die 24 Stunden auf dem Eis gelegen hat! Daß die Eispreise in den Vereinigten Staaten so niedrig sind, kommt daher, daß jede Stadt ihre Eisfabrik hat, in der Eis auf künstlichem Wege hergestellt wird. Natureis wird im Haushalte fast gar nicht verwendet. Ebenfalls sind die Eiskisten, die jetzt statt der Eisschränke wieder mehr in Gebrauch kommen, da sie practischer sind, sehr billig. Für 2 1/2 bis 3 Dollar kann man schon eine für einen kleinen Haushalt ausreichende Eiskiste (ice chest) bekommen. Sie haben etwa die Form und Größe der Truhen unserer Voreltern.