1. Januar 1903

Zu einem Pferdefleisch-Probeessen läßt der Berliner Thierschutz-Verein Einladungen ergehen. Das Dinner soll der Propaganda dienen; die  Theilnehmer sollen sich überzeugen, daß Roßfleisch keineswegs zu verachten ist, wenn die Thiere, die es liefern, nur nicht erst im Stadium vorgerückter Altersschwäche dem Schlächter übergeben werden. Das eigenartige Mal soll Donnerstag den 8. Januar 9 Uhr abends im großen Saale des Luisenhofes, Dresdenerstraße 34/35 stattfinden; Speisekarte stellt drei Gänge in Aussicht und zwar zunächst Kraftbrühe mit Croutons, des weiteren Pökelzunge, Meerrettich oder Kartoffeln, schließlich nach Wahl gespicktes Filet in Madeira und Schweizer Sahnenbraten. Dabei sei daran erinnert, daß die Vorstandsmitglieder des Thierschutzvereins, als sie die "Allgem. Fleischerzeitung" zu einem opulenten Pferdefleischdinner einlud, um zu ermitteln, ob dieselbst Herren die Werthschätzung des Pferdefleisches für ihre eigene Person praktisch zu bethätigen genügt seien, sich sammt und sonders drückten.

Vier lebende Maikäfer wurden uns heute von Gastwirth Müller, Gambrinushalle, überbracht. In jedem Winter lassen sich Maikäfer und Schmetterlinge an warmen Tagen dazu verleiten, aus ihren Schlupfwinkeln herauszukriechen. Es ist völlig unangebracht, was viele thun, beim Entdecken eines solchen Thierchens gleich anzunehmen, daß die Kraft des Winters bereits endgiltig gebrochen ist.