1. Juli 1907

 Hilfsschulen? In einem auswärtigen Blatte lesen wir: Wie hier in Lehrerkreisen verlautet, sollen im nächsten Jahre in Guben, vielleicht schon zum 1. April, Hilfsschulen eingerichtet werden. Ihr Zweck ist, geistesschwachen und minderbegabten Kindern das jetzt zu verarbeitende Pensum in einem langsameren Tempo zu dozieren, also vielleicht: anstatt wie gegenwärtig in acht, in vier Klassen zu verarbeiten und dabei auf die Hauptfächer größeren Wert zu legen. Bei der jetzt häufigen Überfüllung der Klassen ist es dem Lehrer naturgemäß unmöglich, die individuelle Veranlagung der Kinder gebührend zu berücksichtigen. Soweit es irgend möglich, ist es bisher ja trotzdem geschehen und geschieht noch, allerdings werden daDurch die schneller erfassenden Schüler und Schülerinnen nicht unbedeutend benachteiligt. Die beabsichtigte Einrichtung entspricht also zweifellos einem von Lehrern und Einwohnern längst empfundenen Bedürfnis und dürfte allseitig freudige Ausnahme finden. – Pläne solcher Art haben hier allerdings früher bestanden, stießen aber auf starken Widerspruch und konnten nicht realisiert werden. Ob sie jetzt wieder aufgenommen werden sollen und ob die entgegenstehenden Hindernisse beseitigt sind, entzieht sich unserer Kenntnis.