Ein Baumblütensonntag, wie ihn Guben schwerlich jemals erlebt hat, war der gestrige Tag. Frühkonzert in Germersdorf, Matinee auf Kaminskys Berg war angekündigt, bei einigermaßen leidlichem Wetter konnte man auf Besucher zur Baumblüte von auswärts rechnen, wenn auch noch nicht zu erwarten stand, daß sie in großer Zahl eintreffen würden. Die Hoffnung, daß der ersehnte Witterungsumschlag endlich kommen würde, schwand allerdings Sonnabend Nachmittag, als ein eisiger Nordwind wie im November durch die Straßen fegte und das Quecksilber im Thermometer so ziemlich bis auf den Gefrierpunkt sinken ließ; aber auf das, was kam, war man doch nicht gefaßt. Von Schlesien wie vom Rheinlande, aus Österreich wie aus Frankreich wurden starke Schneestürme gemeldet, und in der Nacht zu Sonntag traf der weiße Schrecken auch hier ein. Sonntag früh zeigte der erste Blick zum Fenster hinaus, daß eine dicke Schneeschicht ausgebreitet lag und noch immer ging das Schneetreiben fort; den ganzen Tag hielt es ununterbrochen an, auch die Nacht hindurch, und heute schneite es noch bis Mittag. Solche ungeheuren Schneemassen sind seit vielen Jahren hier nicht niedergegangen.
Schülerverschwörung. Dieser Tage entdeckte der Direktor des Gymnasiums Sandomierz in Russisch-Polen unter den höheren Gymnasiasten eine Verschwörung und stellte einige hierüber zur Rede. Sofort fielen einige der jungen Männer über ihn her und schlugen ihn blutig; den hinzugeeilten übrigen Lehrern geschah dasselbe. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor; der Pedell [Hausmeister] wurde mitverhaftet, der der Urheber der Verschwörung war. - Eine gleiche Verschwörung erfolgte in der Domrowaer Bergschule unweit der preußischen Grenze. Auch hier wurden am Freitag der Direktor und die übrigen Lehrer von vier Bergschülern mißhandelt. Als die Polizei erschien, ergriffen die jungen Herren die Flucht, zwei von ihnen wurden festgenommen, zwei entflohen über die Grenze nach Preußen. Die Bergschule wurde vorläufig geschlossen.