22. Dezember 1903

Die elektrische Zentrale konnte gestern Abend probeweise in Betrieb gesetzt werden. War schon ohnedies gestern, am letzten Sonntag vor dem Feste, auf einen lebhaften Verkehr in den Straßen und in den Geschäften zu rechnen, so nahm er großstädtischen Charakter an, als die vor zahlreichen Geschäftshäusern angebrachten elektrischen Bogenlampen aufflammten und die Straßen mit einer Fülle wahrhaft blendenden Lichtes überfluteten. Mit rastlosem Eifer ist an dem Bau des Elektrizitätswerkes gearbeitet worden, in wenigen Monaten ist es fertiggestellt worden. Unsere Stadt ist jetzt um eine großartige Anlage reicher, die der Stadt wie keine zweite einen neuen, modernen Charakter verleiht.

Bärenklau: Ein Unternehmen, das für die Zukunft von großem Nutzen sein kann, wird zur Zeit hier ausgeführt. Unweit unseres Ortes liegt der Tuschensee; um diesen See liegen ungefähr 100 Morgen grundlose, sumpfige und völlig ertraglose Wiesen, die nicht einmal betreten, geschweige befahren werden können. Schon lange plante man, dieses Terrain zu entwässern, in diesem Jahre ist der Plan zur Wirklichkeit geworden. Es wird fleißig daran gearbeitet, einen 1800 Meter langen und stellenweise bis über 31/2 Meter tiefen Graben auszuwerfen, der das Wasser ins Mühlenfließ abführen soll. Die Kosten sind auf 5000 Mark veranschlagt, sie werden von den beteiligten Besitzern aufgebracht, doch ist eine Beihilfe des Kreises zugesagt worden. So wird es hoffentlich gelingen, aus dem bisher öde daliegenden Sumpflande fruchtbare Wiesen zu schaffen.