22. Mai 1907

Total verregnet sind diesmal die Pfingstfeiertage. Zwar strahlte noch in den ersten Morgenstunden des ersten Feiertages die Sonne am blauen Himmel, aber bald zogen von Nordwesten graue Wolken herauf, die sich die Sonne vergeblich bemühte, zu durchbrechen. Mittags begann es zu regnen und mit kurzen Unterbrechungen hielt der Regen dann während der ganzen Feiertage an. Alle Veranstaltungen im Freien, Konzerte usw. hatten darunter natürlich sehr zu leiden oder fielen ganz aus. Der Corso des Arbeiter-Radfahrerbundes durch die Stadt, an dem sich mehrere hundert Radfahrer beteiligten, ging in strömendem Regen vor sich. Auch ihr geplantes Waldfest im Chönbusch gaben die Radfahrer gestern nicht auf, trotz des niedergehenden Regens. Die Ruderklubs aus Glogau, Neusalz, Crossen und Frankfurt a. O., die gestern einen Ausflug nach Guben unternahmen, hielten in einer Pause zwischen zwei Regenschauern ihren Einzug. Der 2. Feiertag hatte eine verzweifelte Aehnlichkeit mit einem trüben Novembertage, so tief hingen die regenschweren Wolken herab und hüllten alles in Nebel. Bei 6 bis 8 Grad R. lernte man wieder die Wohltat eines gut geheizten Ofens zu würdigen, und das wenige Tage, nachdem die Menschheit unter der drückenden Hitze geseufst und gestöhnt hatte! In den Berglokalen langweilten sich die Kellner, während die Lokale in der Stadt um so zahlreicheren Besuch auswiesen. Ein magerer Trost bleibt es, daß die Landwirte Grund haben, mit dem Wetter zufrieden zu sein, nach dem alten Sprichwort: Mai kühl und naß füllt dem Bauern Scheuer und Faß. Mußten die kühlsten und nässesten Tage des ganzen Monats aber gerade auf die beiden Feiertage fallen?