24. Januar 1907

Die Kälte hat noch etwas zugenommen. Heute früh zeigte das Thermometer 20 Grad Celsius. Die Russen sind doch an strenge Kälte gewöhnt, diesmal aber erscheint sie selbst ihnen zu arg; allerdings ist dort das Thermometer noch viel tiefer gesunken als in Deutschland, bis auf 35 Grad unter 0. Aus Anlaß des in ganz Russland beobachteten starken Frostes hat die Petersburger Telegraphen-Agentur den Direktor des Hauptphysikalischen Observatoriums in Petersburg ersucht, die Ursachen dieser Erscheinung aufzuklären. Die Agentur erhielt die Antwort, dass am 18. Januar auf dem nördlichen Eismeere ein starker Antizyklon aufgetreten ist, welcher in ganz Russland eine stillklare, hochfrostige Witterung hervorgerufen hat. Ähnliche Bedingungen wurden zuletzt im Jahre 1893 beobachtet. Am 21. Januar überstieg das Barometer in Petersburg 798 Millimeter, was seit 1836 nicht mehr beobachtet wurde. Die üblichen Begleiterscheinungen eines derartigen Antizyklons treten als östliche Stürme auf dem schwarzen Meere und dem asowschen Meere und als Schneestürme auf den Südbahnen äußerst heftig auf.