24. März 1911

In den Gubener Bergen herrscht jetzt ein überaus reges Leben. Überall sieht man die Leute beschäftigt, die Gärten für die Frühjahrspflanzung vorzubereiten. Da wird gegraben, da gejätet, da werden die ersten Pflänzchen dem gut vorbereiteten Boden anvertraut. Ganz besonders ist es der Salat, der, wie wir bereits berichtet haben, jetzt aus den schützenden Frühbeeten, in denen er zu kräftigen Pflanzen heranwächst, ins Freie versetzt wird. Schon viele tausend Schock [altes Zählmaß: 60 Stück] sind bereits gepflanzt worden, und wenn man die Vorbereitungen dazu nimmt, die für den weiteren Anbau getroffen werden, dann gewinnt man schon jetzt ein Bild von der Bedeutung, zu der die Salatzucht für die Gubener Gemüsegärtnerei geworden ist. Hoffentlich ist die Witterung dem Gedeihen des Salats günstig, damit die Hoffnungen, die weite Bevölkerungskreise unserer Stadt auf den Anbau dieses Gemüses setzen, nicht vernichtet worden. Von anderen Gemüsearten fällt noch besonders der Rhabarber auf, dessen rote Neutriebe sich aus dem dunklen Erdreich bohren. Die rote Farbe stellt für ihn eine Schutzfarbe dar, eine Erscheinung, die wir auch bei unseren Getreidearten beobachten können. Auch die Zeichen anderer Arbeiten, die der Gartenbesitzer jetzt und in den vergangenen Wochen vorgenommen hat, werden dem Bergwanderer bemerkbar. Aus den dichten Baumkronen ist mit kundiger Hand alles morsche und überflüssige Holz entfernt worden. Altersschwache Bäume sind gefällt und durch Neuanpflanzungen ersetzt, wenig ertragreiche Stämme umgepfropft worden. Dabei fällt hier in der Gubener Gegend besonders auf, daß mit Vorliebe schon ältere Bäume durch Aufsetzen besserer Sorten veredelt werden. Ein solcher Baum mit seinen zahlreichen, von weißer Leinwand umwundenen Edelreisern gewährt dann einen ganz eigenartigen Anblick. Zahlreiche Stämme tragen noch die Leimgürtel, die im vergangenen Herbst zur Bekämpfung des schädlichen Frostspanners umgelegt wurden. Diese Papiergürtel werden jetzt zweckmäßigerweise entfernt und verbrannt.