Von einer Trauung mit Hindernissen erzählt ein Libauer Blatt: Vor einem Hause der Espenstraße in Libau hielt dieser Tage eine Equipage, die ein "glückliches" Brautpaar zur Kirche bringen sollte. Die Gäste erschienen und auf der Straße sammelte sich die übliche gaffende Menge, als plötzlich aus dem Hause gewaltiges Gejammer und Geschrei ertönte. Der Bräutigam bestand nämlich darauf, daß ihm vor der Trauung die versprochene Mitgift von 4000 Rubel ausgehändigt werde, widrigenfalls er sich nicht trauen lasse. Die Panik, die im Hause entstand, pflanzte sich nach der Straße fort, wo die Menge für oder wider den Bräutigam Partei nahm, was zu einigen - glücklicherweise unblutig verlaufenden - Straßenkämpfen führte. Die Mitgift war nicht aufzutreiben, der Bräutigam wurde aber trotzdem einigermaßen besänftigt, und darauf setzte sich der Zug zur Kirche in Bewegung. Unterwegs ließ aber der Bräutigam plötzlich die Equipage halten und wollte mit gewaltigen Sprüngen die Flucht ergreifen; er wurde aber unter großem Halloh des Publikums eingefangen und im Triumph zu der glückstrahlenden Braut zurückgebracht, dann zerrte man den sich Sträubenden zur Kirche und schmiedete ihn in die "goldenen" Fesseln der Ehe.