25. April 1902

Die Raubzüge der Katzen beginnen wieder. Nicht allein, daß durch die Katzenconcerte die nächtliche Ruhe auf höchst fatale Art gestört wird, diese Raubthiere stellen auch mit aller List unseren Singvögeln nach. Die "geschwänzten Gäste" der Hausdächer richten in den Gärten nichts als Schaden an und darum ist die Entscheidung des Reichsgerichts ganz gerecht, welches jedem Grundtücksbesitzer erlaubt, Katzen auf seinem Grunstücke zu tödten oder zu fangen.

Wer sie liebt, gewöhne sie ans Haus, Keller und Hof; im Garten aber dürfen sie sich nicht blicken lassen - oder der Tod sei ihre Strafe.

 

Die Kunst, sich auf einen Stuhl zu setzen, lehrt ihre weiblichen Mitschwestern Agnes von Kopenhagen in der Zeitschrift "Fürs Haus" unter der Rubrik "Wie soll ich mich benehmen" mit folgenden sachverständigen Worten:

"Bewegt man sich auf einen Stuhl zu, auf welchem man zu sitzen wünscht, so halte man vor demselben, in geringer Entfernung davon still; dies ist nothwendig, um genügenden Platz für das erforderliche Wenden des Körpers zu gewinnen.

Nun setze man einen Fuß vor den anderen, erhebe sich auf die Spitzen, drehe die Fußgelenke und schwinge den Körper herum, indem man gleichzeitig mit dem vom Stuhl am weitesten entfernten Fuße einen kleinen Sprung macht. Dadurch wird das Gewicht von diesem Fuße nach dem, welcher dem Stuhl zunächst steht, verlegt, und während der Körper sich dreht, müssen die Hüften sich sehr tief neigen, die Knie ebenfalls, und mit diesen Bewegungen ist man auf den Stuhl gelangt.

Man setze sich soweit auf dem Stuhl zurück, daß die Hüften den Stuhlrücken berühren und strecke die eine Fußspitze soweit aus, daß sie unter dem Saume des Kleides sichtbar wird. Die schräge Linie vom Kopf bis zur vorgestreckten Fußspitze ist die Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiecks, dessen Basis eine Linie von dieser Fußspitze bis zu den Hinterbeinen des Stuhles bildet."

Vielleicht weiß Tante Agnes noch viel wichtigere Aufschlüsse über die Kunst des Sitzenbleibens zu liefern.