Was bedeutet der Name „Guben“?
Der viel umstrittene Name der Stadt Guben macht deshalb Schwierigkeiten, weil die lautlich am nächsten stehenden wendischen Wörter keine annehmbare Deutung ermöglichen. Mit einer Beziehung auf wend. Guba „Mund“ ist gar nichts anzufangen, gegen eine Erklärung aus gulb „Taube“, die sprachlich statthaft wäre, ist einzuwenden, daß von einem so zufälligen Merkmal wie der Anwesenheit von Tauben eine berechtigte Namengebung für die neugegründete Stadt schwerlich herzuleiten ist, da schon im nächsten Jahre nach der Gründung alle diese Tiere verflogen oder verspeist sein konnten und der Ort dann einen Namen ohne Sinn oder einen veralteten gehabt hätte.
Ich leite den Namen mit Berücksichtigung der in wendischen Ortsnamen und überhaupt in wendischen Worten vorkommenden Lautgesetze von liub – y „lieb“ ab, womit außerordentlich viele geographische Bezeichnungen, auch von Gewässern, in der Provinz Brandenburg gebildet sind, aber die Urform des Stadtnamens war nicht direkt Lubin, sondern mit gutturalem Vorschlag Glubin, wobei die Jotierung des u, wie so oft, geschwunden ist (z.B. Lubochow, Kr. Kalau = wd. Liubochow). Die Endung –in, die auch urkundlich in dem Namen Guben vorkommt, entspricht dem heutigen –en.
Mit demselben Vorschlag findet sich der Name der Stadt Lychen (Kr. Templin) im Jahre 1248 als Glichen, und dieser Bestandteil ist als die Präposition k‘ „zu“ anzusehen, bis aber z. T. nur zur Bildung von Ortsnamen dient. ( Eine andere derartige Präposition ist z. B. s‘ „mit“; Görlitz i. Schles. Heißt wd. Sgorelz, d.i. eine Stadt „mit Berg“, von wd. Gora „Berg“.) Gliechow n. w. v. Kalau an vielen Wiesen (luka „Wiese“) zeigt sich als ähnliche Bildung. Das k des Anlauts wird in Ortsnamen leicht zu g, man vergleiche Kottbus mit der urkundlichen Form Godebus, oder wd. Kalina und galina „Wasserahorn“ ( poln. Kalina).
Hinter dem vorgesetzten g (oderk) ist nun das l oft erweicht oder ganz verschwunden, sodaß gl zu g geworden ist. Noch im heutigen Wendischen stehen nebeneinander die Formen glog und gog „Hagebutte“, klobyk, kwobyk und kobyk „der Hut“ u.a., sodaß ein Uebergang von Gluben zu Guben durchaus den wendischen Lautgesetzen entspricht.
Dasselbe Verhältnis der anlautenden Buchstaben findet man z. B. bei Kloppitz und Koppatz, oder bei Glasow, Klasdorf und Kaaso (Dörfer der Prov. Brandenburg).
Guben heißt nach diesen Ausführungen also die „liebe Stadt“ oder „Liebstädt“ und hat sich sicherlich durch seine schöne Lage schon den wendischen Ansiedlern empfohlen.