29. Juli 1908

Vom Gubener Hafen. Auswärtigen Blättern wird aus Guben geschrieben: Seit fast zwei Jahren liegt der Hafenbau fertig und bildet mit allen seinen modernen Einrichtungen ein Bild zweifelhaften Stillebens. Es haben während der ganzen Zeit vielleicht 2 – 3 Frachtdampfer den Hafen angelaufen, wovon auf die Zeit der diesjährigen Schiffahrtssaison nur 1 Dampfer fällt. Es ist dieser Umstand im Interesse des investierten Kapitals (ca. 100.000 Mk) bedauerlich, doch ist es nicht recht zu ersehen, woran das eigentlich liegt. Man darf doch wohl annehmen, daß die hiesige Industrie, bei der noch nicht überwundenen Krise geschäftlichen Niedergangs, großes Interesse daran hat, die Frachtspesen für Rohstoffe etc. zu verringern. Auch die Hoffnungen auf die Kohlengruben, die ihre Produkte mittels des Umschlaghafens von hier aus auf dem Wasserwege weiter befördern würden, haben sich bis jetzt nicht erfüllt. Es muß diese Interessenlosigkeit an dem Wasserwege Guben – Stettin doch einen Grund haben, der allerdings von dem Außenstehenden schwer zu finden ist. An dem Wasserstande kann es wohl nicht allein liegen, denn man ist ständig bemüht, die Fahrstraße durch Bagger fahrbar zu erhalten. Sollten die Unternehmer das Geschäft nicht genügend forcieren? Am Sonntag sollte der längst angekündigte Motorboot-Personenverkehr beginnen, aber das Boot, das eigens zu diesem Zwecke erbaut, war noch nicht – „abgenommen“,  weshalb sich die zahlreichen Passagiere noch mit dem Oderkahn begnügen mussten.