2. Juli 1912

In der Stadtforst entwickelte sich seit Mitte der vergangenen Woche ein reges Leben, galt es doch die Blaubeeren, die alljährlich Tausende hinauslockt in den frischen grünen Wald, einzuheimsen. Leider sieht es damit in diesem Jahre traurig aus. Wo die Trockenheit des vorigen Jahres die alten Stengel nicht zum Eingehen gebracht hat, waren Beeren vorhanden; im allgemeinen ist der Ertrag aber nur ein sehr mäßiger. Beim Durchschreiten des Waldes gewahrt man mit Schrecken Millionen von Raupen, die im Nadelholz und auf den Eichen sitzen oder sich an ihrem Gespinnst auf den Boden herablassen, so daß man bald mit ihnen genaueste Bekanntschaft machen kann. Und erst das Blaubeerkraut: wo es nicht bereits abgefressen ist, sitzen an jedem Stengel einige der gefräßigen Tiere, die auch in allen Größen am Boden umherkriechen. Die ganze Stadtforst vom Schögelner Wege bis an die Chaussee nach Riemaschkleba ist mehr oder weniger von der Raupenplage heimgesucht; wenn auch die Schlupfwespe bereits eifrig am Werke ist, ihre Schuldigkeit zu tun, so ist doch das Ausbreitungsgebiet in diesem Jahre noch größer als im vorigen und das Ende der Kalamität kaum abzusehen.