2. Mai 1905

Das Kraftwerk Seydelsche Mühlen ist heute dem Betriebe übergeben worden, nachdem die behördliche Konzession dazu erteilt worden ist. Das im Neißebett errichtete stattliche Maschinenhaus enthält 4 Turbinenkammern, von denen 2 vorläufig ausgebaut sind. Das Aggregat I betreibt mittels einer unter der Straße angelegten Transmission die Mühle, gleichzeitig auch eine Dynamomaschine von 120 Kilowatt Leistung. Aggregat II wird ausschließlich zur Erzeugung elektrischer Kraft verwendet und betreibt eine Dynamomaschine von 240 Kilowatt Leistung. Aggregat III wird im Laufe des Sommers ausgebaut werden und gleichzeitig eine Dynamomaschine von 240 Kilowatt Leistung betreiben. Die Turbinen haben je 350 Pferdekraft normale Leistung. Das nutzbare Gefälle des Wassers beträgt 4 bis 4,5 Meter. Die wasserbautechnischen Teile der Anlage sind von der Firma Briegleb, Hansen & Co in Gotha, die Dynamomaschinen von der Firma E.A G. vormals W. Lahmeyer & Co. in Frankfurt a. M. geliefert worden .Durch selbsttätige Regulatoren werden die Turbinen ohne Eingreifen von Menschenhänden reguliert. Quer durch die ganze Maschinenhalle ist ein Laufkran angebracht, der 15 Meter lichte Spannweite und eine Tragkraft von 8500 Kilogramm hat. Die schwersten Maschinenteile lassen sich mit seiner Hilfe an jeden gewünschten Platz bringen. In voriger Woche wurde ein Probebetrieb des Werkes vorgenommen, der ein tadelloses Funktionieren aller Maschinenanlagen ergab. Die Elektrizität wird durch Kabel nach dem städtischen Elektrizitätswerk geleitet und dort an die verschiedenen Abnehmer verteilt.