Nur 8 Grad R. zeigt noch das Thermometer an. Noch vor kurzer Zeit seufzte noch Jedermann über die drückende Hitze, und nun klagt man über allzu kühle Nachsommertage. Schon erinnert man sich plötzlich des längst vergessenen Hausfreundes, der stumm und kalt in der Ecke steht und darauf wartet, wieder zu Ehren gebracht zu werden. Es ist der Zimmerofen, der bald in heißer Glut entbrennen wird, wenn die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme seiner Arbeit getroffen sind. Unter den zahlreichen Öfen ist er sozusagen der Aristokrat; eine geraume Zeit des Jahres hindurch führt er ein behagliches Faulenzerleben und sieht von seiner stolzen Höhe verächtlich herab auf das Heer seiner Kollegen, die sich in Küchen und Backstuben, in Werkstätten und Fabriken als echte Proletarier Tag für Tag plagen und quälen müssen. Aber eine lange Untätigkeit fördert nicht die Gesundheit, das weiß die Hausfrau, die jetzt darauf dringt, daß sachkundige Leute den vornehmen Herrn auf seinen Zustand genauer untersuchen und etwaige Gebrechen heilen. Der Arzt ist in diesem Falle der Töpfer, für den nunmehr die Hochsaison gekommen ist und der mit Gehilfen und Lehrlingen anrückt, um zu sehen, ob die Oefen guten Zug haben. Wenig freudige Gefühle beseelen den ehrsamen Familienvater, wenn er zu Hause eintrifft und erfährt, daß die Töpfer ihres Amtes walten. Etwas bunt sieht es dann mitunter in den Stuben aus. Doch in um so schönerem Glanze erstrahlt später der wohlgereinigte und wohlgeschmierte Ofen, auch er ist ein Beweis dafür, daß der Weg zum Licht und zur Wärme durch Nacht und Dunkel geht.