31. August 1912

Der Aufbau der Luftschiffhalle bei Schenkendöbern. Die Arbeiten des Aufbaus der „Feldhalle 1“ für das lenkbare Militärluftschiff „Parseval 3“ schreiten rüstig vorwärts.165 Mann von dem Eisenbahn-Regiment 1 und 2 und dem Luftschifferbataillon sind unter der Leitung des Herrn Oberleutnants v. Knobelsdorf, mehrere Offiziere und eines Ingenieurs tätig, dieses interessante Bauwerk fertig zu stellen…

Insgesamt werden 56 eiserne  Hohlmasten (SS-Röhren)benötigt, davon stehen 8 kleinere Masten, also je vier, an den beiden Längsseiten. Die Halle, die von Osten nach Westen gerichtet, 120 Meter lang und 27 Meter hoch ist, wird vollstständig  mit Segeltuch an den Seiten bespannt und bedacht und erhält elektrische Beleuchtung durch Bogenlampen, die auch eine Ausfahrt bezw. Landung in der Dunkelheit ermöglicht. Von den 56 Masten wiegen etwa 48 je 60 Zentner. Die Masten selbst ruhen auf Schienen, stehen in Abständen von je 5 Metern und werden durch Winden hochgestellt. Jeder Mast ist mit Drahtseilen doppelt verankert, sodaß tatsächlich ein gewaltiger Sturm notwendig ist, der Halle Schaden zuzufügen. Obwohl nun der „P.3“ vollständig gefüllt eintrifft, sind doch alle Vorkehrungen zur Nachfüllung getroffen. Es treffen noch etwa 4000 Flaschen mit Wasserstoffgas ein, von denen jede 5 Kubikmeter Gas enthält, sodaß 20 000 Kubikmeter Wasserstoffgas in Reserve vorhanden sind. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß der Ballonlandungsplatz auch an das Telephonnetz angeschlossen ist. Der Landungsplatz liegt direkt auf der Anhöhe, etwa 500 Meter hinter der Seitenchaussee, die von der Bärenklauer Chaussee nach dem Dorfe Schenkendöbern abzweigt.  Fachmänner bezeichnen den Platz als einen ausnehmend guten und für Luftschiffzwecke sehr geeigneten, da er einen weiten Blick gestattet, der nicht durch nahe Waldungen behindert ist. Für das leibliche Wohl sorgt eine Kantine, deren Bedarf täglich durch Gubener Geschäftsleute gedeckt wird. Alle Sorten Getränke, Aufschnittwaren und Würstchen werden verabreicht, sodaß man Durst und Hunger nicht zu erleiden braucht. Bei dem großen Interesse, das man der Luftschiffahrt in allen Kreisen der Bevölkerung entgegenbringt, ist anzunehmen, daß der Ballonlandungsplatz nicht nur von Gubener Einwohnern viel besucht werden wird, sondern sich auch zahlreiche Ausflügler aus den Nachbarstädten einfinden werden, um sich an dem militärischen Leben bei Schenkendöbern zu erfreuen. [Berichte über den Fortgang des Geschehens an den Folgetagen.]