Eine Neujahrsüberraschung brachte die erste Berliner Konzert- und Operettengesellschaft mit ihrem gestrigen Gastspiel im unangenehm kalten Saale des Schützenhauses beim leider zahlreich erschienenen Publikum. Die ganze Aufmachung der Veranstaltung war derart primitiv, dass man es eigentlich unterlassen sollte, davon Notiz zu nehmen. Weil das Publikum aber sichtlich entrüstet war über diese Verulkung, ist es nötig zu betonen, dass hier auf weitere Vorstellungen dieser Gesellschaft gern verzichtet wird. Weder in den Ankündigungen, noch an der Kasse gab es ein Programm, sodaß niemand wusste, was überhaupt aufgetischt wurde. Mit einer geradezu ohrenbeleidigenden Musik, durch Klavier und Geige ausgeführt – der Geiger hatte sehr wenig Ahnung vom Geigenspiel - wurde die Vorstellung eröffnet, woran sich dann ein geschmackloses, stümperhaftes sogenanntes Gesamtspiel anschloß. Trotz der mangelhaften Begleitung wurde auch der sogenannte musikalische Teil eröffnet, aber bald wieder mit der Bemerkung geschlossen, daß der eigentliche Kapellmeister plötzlich in Cottbus erkrankt wäre und sie somit in der größten Verlegenheit wären. Nunmehr folgten noch einige schlecht vorgetragene, sehr veraltete Couplets und Einakter; das Publikum mochte aber nichts mehr sehen und hören, sondern entfernte sich während der Vorstellung. Zum Schluß gab es eine Entschuldigung und die Mitteilung, dass das Programm heute abend noch einmal „korrekt“ aufgeführt werden sollte und die Billets ihre Gültigkeit behalten.
Witterungsbericht für 1906. Das verflossenen Jahr war im allgemeinen ein normales, es hatte 167 volle Tage mit Sonnenschein und 154 Tage mit Niederschlägen, wovon 35 ganze Regentage waren; September und Dezember hatten vom letzteren allein je 7, der Dezember auch an 10 Tagen Schnee. Der Januar hatte Niederschläge an 19, der September an 18, der Mai an 16 und der Juni an 15 Tagen, in den letztgenannten 3 Monaten waren sie am stärksten, April und Oktober hatten je nur 5 Tage mit Niederschlägen. Der April hatte 21, Juli 19 und Oktober 18 volle sonnige Tage, September nur 10. Januar nur 6. Sommertage mit 25 und mehr Grad Wärme waren 59, der wärmste Tag war der 1. August mit 34 Gr. Celsius im Schatten (mittags). Juli hatte 18, Mai und Juni je 12, August 11 Sommertage. Kältetage mit Temperaturen unter 0 während des ganzen Tages gab es nur 25, davon entfielen auf den Januar 8, auf den Dezember 17. Die niedrigste Temperatur mit 161/4 Gr. Celsius wies der 23. Dezember auf. Der ganze Winter 1905/06 hatte nur 14 Kältetage. 1899 hatte der Dezember ebenfalls 17, 1902 aber 16 Kältetage mit 17 – 18 Gr. Kälte. Die Anzahl der Sommertage im 10jährigen Durchschnitt wurde nur 1901 um 3 gegen das letzte Jahr überschritten; das Mittel beträgt etwa 45, bei den Kältetagen 25 – 30. Die größte Kälte seit 10 Jahren fiel auf den Februar 1901 mit 211/4 Gr. Celsius, die größte Hitze auf den Juli 1904 mit 36 Gr. Celsius. Gewitter waren im vorigen Jahre 20, Ferngewitter 16, die meisten fielen in den Mai mit 7 resp. 5. Die vorherrschende Windrichtung war in allen Monaten die westliche.