Ziemlich unvermittelt und früher als sonst ist der Herbst ins Land gezogen. Graue Regenwolken verhüllten seit mehreren Tagen den Himmel. Kalte Regenschauer gingen nieder. Durch die Straßen fegten herbstliche Stürme, und um die Thürme und Schornsteine flatterten Nebelschleier. Die Bäume sind fahl und gelb geworden, manche haben bereits ihren Blätterschmuck fast gänzlich verloren, der unter der sengenden Gluth der diesjährigen Sommertage seine schwellende Kraft einbüßen mußte. Das Alles sind Erscheinungen, wie sie zu Beginn des Septembers sich alljährlich wiederholen. Aber mitten in der Herbststimmung zeigt sich neues, frühlingsmäßiges Wachsen und Leben. Neben den alternden Bäumen finden sich solche, welche neue Blättertriebe angesetzt haben. Insbesondere Kastanienbäume zeigen mehrfach frischen, grünen Blätterschmuck, der gar seltsam absticht von dem gelben, röthlichen Laub der anderen Bäume. Und doch sind sie vorbei, die „Tage der Rosen“. Auch diese Johannistriebe in der Natur vermögen uns nicht darüber zu täuschen, daß der Sommer seinen Abschied nimmt und der Herbst naht. Was duftet und sang, ist verblüht und verklungen. Noch schmücken aber die Anlagen und Gärten die in den verschiedensten Farben blühenden Hortensien, Astern und Levkojen. Dazwischen erheben Georginen ihre farbenprächtigen Blüthen. Bunte Winden und üppige Kressen wiegen sich im Winde. Oben in den Lüften aber sammeln sich die Vögel zur Abschiedsreise. Die ersten der gefiederten Sänger, welche uns verlassen, sind die Staare. Schon in der letzten Woche zogen sie in Scharen nach der südlichen Heimath. Jetzt folgen ihnen die Schwalben; im ersten Drittel des September nehmen sie von uns Abschied. „Wenn die Schwalben heimwärts ziehen…“