Die Einweihungsfeier des Bismarckturms.
Unter ungewöhnlich starker Beteiligung der Bevölkerung wurde gestern der Bismarckturm auf Bäros Berg feierlich eingeweiht. Der Himmel war der Feier nicht günstig, trotzdem nahm sie einen allgemein befriedigenden Verlauf. Vormittags hatte heftiger Wind den Regen zurückgehalten, aber als er nachmittags nachließ, begann es auch zu regnen, gerade als sich vom Spicherer Platze aus der Festzug in Bewegung setzte. Eröffnet wurde der Zug durch die Volksschüler, eine stattliche Schar, dann folgten die Schlächter zu Pferde, die Schützengilde, Teile des Gubener Sängerbundes, die Innungen, das Bezirkskommando, die Militärvereine. Der Veteranen- und Kriegerverein, der evangelische Arbeiterverein, der Männerturnverein, die Turnerschaft, der Turnerbund Gymnasium machte den Schluß. Der Zug nahm seinen Weg über den Zindelplatz, Neustadt, Seydelsche Mühlen, Klosterstraße, Markt, Herrenstraße, Königstraße, Osterberg, Triftstraße (wo die Schlächter ihre Pferde zurückließen) Fruchtstraße. Vier Musikkapellen und verschiedenen Trommlerkorps waren im Zuge verteilt. Eine größere Anzahl Fahnen und Embleme der Innungen wurden mitgeführt. Der Aufmarsch auf dem geräumigen Platze vor dem Turm vollzog sich glatt. Dort hatten sich inzwischen zahlreiche Ehrengäste eingefunden, und das Denkmalskomitee, die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, Offiziere und andere geladene Gäste. Auch seine Durchlaucht Prinz Carolath nebst Gemahlin waren erschienen, ferner Herr Architekt Beyer aus Schöneberg. Der Himmel hatte inzwischen doch ein Einsehen gehabt, die Wolken teilten sich und die Sonne bestrahlte das festliche Bild; allerdings wehte ein heftiger, empfindlich kühler Wind. Als der ganze Festzug aufmarschiert war, spielte die Musik den Festmarsch; dann sang der Sängerbund unter Leitung des Königl. Musikdirektors Herrn Zierau mit Musikbegleitung das niederländische Dankgebet…
Der Zug marschierte in derselben Reihenfolge, in der er gekommen war, wieder ab; die Sonne versteckte sich wieder hinter einem dichten Wolkenschleier und ein kräftiger Regen nieselte nieder. Um die Ordnung des Zuges, bei dem überall alles trefflich klappte, haben sich die Herren Bohn und Jul. Zeschke großes Verdienst erworben. Die Musik bei der Feier am Turm wurde von der Stadtkapelle ausgeführt. Gegen ½ 8 – die Dunkelheit brach zeitiger herein, als es bei klarem Himmel der Fall gewesen wäre – wanderten große Menschenscharen nach den Bergen hinauf, um die Beleuchtung des Turmes anzusehen. Sie fiel wahrhaft glanzvoll aus und fand allgemein Beifall. Herr Rentier Emil Wutke, der die Beleuchtung leitete, hatte alle Vorbereitungen mit Umsicht getroffen und in voriger Woche mehrmalige Proben veranstaltet. Von der obersten Spitze des Turmes erstrahlte weithin sichtbar ein helles Feuer, auch unten brannten mehrere Feuer und beleuchteten den ganzen Turm…