Seltener Fund: Herr Dampfbrauereibesitzer Haselbach läßt gegenwärtig seinen zur Eisgewinnung bestimmten Teich zwischen Lubst und Schöneicherstraße tiefer legen. Bei den Ausschachtungen ist man mehrfach auf Knochen und Holzäste gestoßen; namentlich ist eine inmitten der Anlage gefundene Weide noch vortrefflich erhalten. Das bemerkenswerteste Stück aber ist ein ungewöhnlich starkes, noch am Schädel festsitzendes Hirschgeweih von einem ungeraden Vierzehnender; auch andere Skelettteile sind in der Nähe, 30 Mtr. östlich vom jetzigen Lauf der Lubst, zu Tage gekommen und überdies der Schädel eines mächtig großen Rindes. In welcher Zeit jene teichartige Ausweitung der Lubst bestanden hat, kann man aus einem dort gehobenen vorgeschichtlichen Gefäß schließen. Nach den Randprofilen fällt die östliche Kante der Ausschachtung, 70 Meter vom jetzigen Lubstufer entfernt, etwa mit dem alten Ufer zusammen: hier ist ein vorslawischer Topf mit glattem, eingezogenem Rande und von einem hohlen Standfuß gehoben, welcher mindestens den ersten vorchristlichen Jahrhunderten, vielleicht schon einer früheren Periode angehört. In dieser Zeit war dort also noch offenes Wasser, wogegen aus dem Fehlen der leicht erkennbaren slawischen Scherben zu vermuten ist, daß das Wasserbecken in der Wendenzeit (500-1200 n. Chr.) bereits verschlammt war. Schwerlich hätten aber die Anwohner ein so mächtiges Hirschgeweih unverwertet gelassen; deshalb ist zu vermuten, daß der Fund in eine noch ältere Periode der vorchristlichen Zeit zurückweist, eh die Uferränder überhaupt bewohnt waren. In den Sandboden eingebettet ist das selten schöne Stück vor jeder Beschädigung geschützt geblieben. Es befindet sich in Herrn Haselbachs Wohnung am Zindelplatz.