5. Januar 1911

In der städtischen Volksbibliothek sind im vergangenen Jahre an 17.417 Leser 29.362 Bücher für die häusliche Benutzung ausgegeben worden, und die lesehalle wurde von 5347 männlichen und weiblichen Personen besucht. Diese Zahlen ergeben namentlich für die Bibliothek eine wesentliche Steigerung  gegen die Frequenz des Vorjahres. In beiden Räumen sind im Interesse des lesenden Publikums verschiedene Verbesserungen ausgeführt worden. Die im Ausgabezimmer der Bibliothek ausgehängten Tafeln mit den Verzeichnissen der neuerworbenen Bücher erschwerten durch ihre große Zahl die Übersicht; es wurde deshalb ein Nachtragsverzeichnis über 772 Bände herausgegeben, das neben dem Hauptkataloge zu 5 Pf. Pro Stück abgegeben wird. Unter diesen Neuerwerbungen sind außer den Geschenkbänden in großer Zahl Werke vorhanden, die als die besten literarischen Erzeugnisse der Neuzeit gelten. Autoren wie Anzengruber, Rosegger, Ganghofer, Dohn, Eyth, Otto und Paul Ernst, Finckh, Fontane, Herzog, Jensen, Paul Keller, Th. Mann, Polenz, Raabe, Maxim. Schmidt, Sudermann, Zahn und viele andere sind in der Abteilung A. mit ihren besten Arbeiten vertreten. Auch die übrigen Gruppen haben von wissenschaftlichen Werken eine erfreuliche Bereicherung erfahren. Die Lektüre der Lesehalle ist durch die Zeitschriften „Der Türmer“ und „Nord und Süd“ vermehrt worden, außerdem sind diesem Raume von befreundeter Seite wertvolle Werke aus dem Gebiete der Kunst- und Kulturgeschichte zugegangen. Die bekannten Schriften, welche Belehrung über gesundheitliche und wirtschaftliche Fragen vermitteln: „Wie erhält man sich gesund und erwerbsfähig?“, „Wie können wir helfen bei Unglücksfällen?“, „Die Tuberkulose als Volkskrankheit und deren Bekämpfung“, „Wegweiser ins wirtschaftliche Leben“ werden auch fernerhin in der Volksbibliothek weit unter dem Selbstkostenpreise für den geringen Betrag von 5 Pf. Pro Stück abgegeben. Die schon oftmals geäußerte Bitte, die Bibliotheksbücher beim Abholen und Zurückbringen durch einen Umschlag gegen Nässe zu schützen und sie im Hause nicht kleinen Kindern als Spielzeug in die Hände zu geben, muß leider auch jetzt noch wiederholt werden. Möchte das neue Jahr die alten Klagen über rücksichtslose Behandlung der Bücher beseitigen.