5. September 1912

Die 6. Volksschule. Als im Jahre 1904 die 5. Volksschule in der Bothmerstr. Ihrer Bestimmung übergeben wurde, waren Lehrer und Schüler entzückt, in ein Haus einziehen zu können, das mit allen Einrichtungen der technischen Errungenschaften ausgerüstet war, luftige hohe Klassenzimmer hatte, in die sich eine Fülle von Licht ergießen konnte, weil das Gebäude frei stand und ein bequemes Treppenhaus  besaß, zum Aufgang für Schülerinnen und Schüler. Wie sehr aber die Technik in den acht Jahren fortgeschritten ist, zeigt der jetzt seiner Vollendung  nahe  gehende Bau der 6. Volksschule am Keil, der mit allen Mitteln der modernen Technik ausgestattet ist. Von allen Bergen, die einen Ausblick nach dem östlichen Stadtteil gestatten, fällt der Blick zuerst auf das neue Schulgebäude, das  sich, nachdem das Baugerüst gefallen ist, imposant aus der übrigen Häusergruppe hervorhebt. Der Bau gleicht einem Schloß, dessen hohe Ziegeldächer in grellem Rot weithin leuchten. Aus dem prächtigen Grün der umstehenden zahlreichen Obstbäume und Gärten heben sich die, aus Terranora hergestellten zartgelb getönten Fassaden recht harmonisch heraus. Der stattliche architektonisch  wirksame Bau macht einen so anheimelnden Eindruck, daß mancher Erwachsene, der das Haus anschaut, die Jugend beneiden möchte, die in Kürze ihren Einzug darin halten kann. Allenthalben ist das Bestreben der Bauleitung zu erkennen, die einzelnen Abteile zu einem reizvollen Ganzen zu gruppieren, dabei reich zu gliedern, um nicht ein kasernenmäßiges, nüchternes Gebäude zu errichten, sondern ein echtes behagliches Kinderheim mit freundlichen, anheimelnden  Formen , sinniger, freier und luftiger Innengestaltung und wohltuenden Farbenstimmungen.