Der Gubener Ruderklub hat sich in den verflossenen 6 Jahren seines Bestehens wieder erfreulich weiter entwickelt. Von besonderer Bedeutung ist die Aufführung des Baues eines eigenen Bootshauses, dessen Einweihung am 12. Mai stattfinden kann. Der Klub zählte am 1. Januar d. J. 110 Mitglieder, und zwar 30 ausübende und 80 unterstützende Mitglieder. Der Bootsbestand hat sich im letzten Jahre nicht vermehrt, er besteht aus drei Gigvierern, zwei Gigdoppelzweiern, einem Riemenzweier und einem Privatboot. Der Kassenbericht zeigt einen recht befriedigenden Stand; mit einem Reinvermögen von 4355,91 Mark begann der Klub sein neues Vereinsjahr. Die Satzungen wurden abgeändert, um der männlichen Jugend unter 21 Jahren den Eintritt in den Klub zu erleichtern. Zum Vorsitzenden wurde in der letzten Generalversammlung Herr Richard Requadt wiedergewählt.
Aus dem Hochwassergebiet der Oder
Ein Berliner Blatt brachte kürzlich eine Notiz aus unserem Orte über „Die Taufe mit der Feuerspritze“. In dieser Notiz wird auch das Dorf Schidlow erwähnt, und zwar ist von ihm gesagt, daß es seiner Kleinheit wegen nicht einmal in Ritters Geographisch-Statistisches Lexikon aufgenommen sei. Dem Blatte wird daher berichtigend geschrieben, daß das Dorf Schidlow oder Schiedlo nicht verzeichnet ist, weil es nicht mehr existiert. Nur vereinzelte Häuser heben sich aus den Forstkulturen und Weidetriften, an denen früher die Heimstätten Schiedlows ein weltabgeschiedenes, stilles Gemeinwesen bildeten. Das Dorf ist verschwunden. Auf Abbruch wurden die Baulichkeiten verkauft, die früheren Besitzer entschädigt und ihnen Gelegenheit geboten, sich anderwärts anzusiedeln. Der Ankauf Schiedlos durch die Regierung war ein dem Oderstrom gebrachtes Opfer. Das Dorf lag, fast von drei Seiten vom Strom umschlossen, im Kiesgeschiebe der Oder und konnte selbst mit starken Dämmen nur ungenügend gegen Hochwasser geschützt werden. So war und blieb Schiedlo ein Sorgenkind der Provinz Brandenburg. Kaum, daß eine Sammlung für die notleidenden Ueberschwemmten einigermaßen dem Elend gesteuert hatte, warf sich aufs neue die Oder über den ihr entgegengestellten Damm und schwemmte Dächer und Wände , Vieh und Ernte hinweg. Die Hochfluten des Jahres 1903 gaben Anstoß zu einem außergewöhnlichen Vorgehen. Am 12. August 1905 wurde das Odergesetz erlassen, ein Gesetz, „betreffend die Maßnahmen zur Hochwasser-, Deich- und Vorflutenverhältnisse an der oberen und mittleren Oder“, dem am 16. August das weitere Gesetz „ zur Verhütung von Hochwassergefahren“ folgte. Zur Regulierung der Oder wurden 60 Millionen M. bewilligt und hiervon der Ankauf Schiedlos beschlossen und ausgeführt. Jetzt gehört Schiedlo der Vergangenheit an. Wahrscheinlich werden auch zwei benachbarte Gemeinden, Kuschern und Lahmo, sein Schicksal teilen und in einigen Jahren ebenfalls verschwunden sein.