8. Februar 1903

Eine einjährige Bierreise: Von einer Bierreise um 3000 Mark erzählt die Münchener "Allg. Ztg.": "Wie am Biertisch von allem Möglichen und Unmöglichen gesprochen wird, so kam jüngst am Stammtisch einer Wirthschaft die Sprache auch auf die große Zahl der zur Zeit in München bestehenden Wirthschaften. Einer der Gäste, ein behäbiger Privatier, warf die Frage auf, wie lange man wohl brauchen würde, um die sämmtlichen Wirthslokale der Stadt nebst einverleibten Vororten zu besuchen und dabei jedesmal eine kleine Zeche zu machen. Man stritt sich um verschiedene Zeitpunkte, bis schließlich ein Kollege des Privatiers meinte, er würde im Zeitraum eines Jahres die sämmtlichen Wirthschaften abthun. Das wurde aufs lebhafteste bestritten, so daß der endlich in Harnisch gebrachte Mann eine Wette vorschlug. Er fand einen Partner in der Person eines Großhändlers, und nach längerer Zeit wurde die Wette so festgestellt, daß der Privatier innerhalb Jahresfrist sämmtliche Wirthschaften und Restaurants, in denen Bier ausgeschenkt wird, zu besuchen und in jeder mindestens ein Glas Bier zu trinken habe. Ueber den vollzogenen Besuch hat er jeweilig eine Bestätigung des Wirthes beizubringen, die dann immer am folgenden Tage nachkontrollirt wird. In welcher Reihenfolge er den Besuch der Wirthschaften regeln will, bleibt ihm überlassen. Als Wettbetrag wurden beiderseitig 3000 Mark festgesetzt, die in einem Bankhause bereits hinterlegt wurden. Am 1. Februar begann der Mann mit der Durchführung der Wette."  - Es giebt auch in unserer nüchternen Zeit wenigstens im bierfrohen München noch Idealisten!