Den bitteren Ernst der Zeit in seiner ganzen Größe scheint ein großer Teil unserer männlichen und weiblichen Jugend zwischen 14 und 17 Jahren noch nicht ganz erkannt zu haben. Unter Gekicher treiben junge Leute allerhand Allotria an öffentlichen Orten. Wenn die Eltern sich einmal mit ihren Jungen und Mädchen hinsetzen und die Karte von Europa ansehen möchten, werden sie finden, daß bereits deutsche Söhne und Brüder im Heer und in der Marine in der vordersten Schlachtlinie stehen und durch das feindliche Blei dahingerafft werden können. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß sehr bald das jetzige auffällige Benehmen der Jugend einen bösen Dämpfer bekommen, das Gekicher in Tränen umgewandelt werden kann. Auch von den weißen Tanzschuhen und der Ballkleidung wird man bald zur Trauerkleidung übergehen, wenn die ersten Verlustlisten kommen. Die Eltern tun gut, ihren Kindern den Ernst der Lage eindringlich beizubringen und sie zu beschäftigen oder zur Beschäftigung bei der Ernte u.s.w. zu geben, als sie untätig auf den Straßen flanieren zu lassen. Daß diese hier gekennzeichnete Beobachtung auch in anderen Orten gemacht worden ist, beweist ein Aufruf, den der Münchener Polizeipräsident an die Frauen und Jungfrauen erlassen hat und in dem er ersucht, in dieser schweren Zeit das Tragen auffälliger Kleider und Hüte zu vermeiden und in den Ernst der Lage sich auch in der Kleidung zu finden.