9. November 1902

Sommerfeld: Im städtischen Schlachthause wurden im Oktober geschlachtet: 11 Pferde (im Vorjahr 14); 77 Rinder (106); 439 Schweine (443); 187 Kälber (199); 45 Schafe (77); 25 Ziegen (30); 7 Zickel (4). An Schlachtgebühren wurden vereinnahmt 1.855,50 Mark (im Vorjahr 2.107,50 Mark). - Also auch hier ein starker Rückgang.

 

Ein exzentrischer Badegast: Die Jahreszeit, in der gewöhnliche Sterbliche in den Fluten unserer Meere Erquickung zu suchen pflegen, ist längst vorüber. Aber aus Zoppot ist erst jetzt der letzte Badegast abgereist. Es war dies eine Dame Fürstin Obolenski aus Petersburg, die bisher täglich in dem eiskalten Wasser der Ostsee gebadet hatte. Das Damenbad war für das Publikum schon seit Mitte September geschlossen, aber die Fürstin brachte ihrer Passion ein Opfer und unterhielt den ganzen vorgeschriebenen Dienstapparat im Bade auf ihre Kosten weiter.

 

 

Spitzbubenpech: Ein hübsches Geschichtchen, bei dem man schadenfroh lachen darf, erzählt die in Glogau erscheinende "N.N.Ztg." in Folgendem: Hervorragendes Pech hatten kürzlich mehrere Leute, die nächtlicher Weise einem Rauschwitzer Krautfelde  einen Besuch abstatteten. Sie ernteten ohne gesät zu haben; einer hatte aber das Unglück, dabei sein Portemonnaie, in dem sich 12 Mark befanden, zu verlieren. Bei der "Erntearbeit" war der Verlust nicht bemerkt worden, sondern erst, als man zu Hause angelangt war. Da der Ertrag der "Ernte" dem gleichzeitigen Verlust nicht entsprach, konnte nur ein Vortheil von der nächtlichen Exkursion gezogen werden wenn man das Portemonnaie wiederfand. Man begab sich also, mit einer Laterne bewaffnet, in der nächsten Nacht auf die Suche. Inzwischen hatte der Besitzer des Feldes bemerkt, daß sein Krautbestand erheblich abgenommen habe. Dabei hatte er auch das Portemonnaie gefunden und stellte in der berechtigten Erwartung, daß man den Geldbeutel wieder suchen werde, Wachen aus. Und richtig, der Verlierer suchte nach dem Portemonnaie und gerieth in die Falle. Sein Treiben in " lauschiger Nacht" wird demnächst an das Licht der Gerichtsstätte gelangen.

 

Die größte Stadt des Deutschen Reiches: Nach den Feststellungen des Dresdener Vermessungsdirektors Gecke ist die Stadt Dresden nach den am 1. Januar 1903 vollzogenen Einverleibungen verschiedener Vororte die größte Stadt des Reichs, was den Flächeninhalt anbetrifft, rund um 500 Hektar größer als Berlin. Hinsichtlich der Einwohnerzahl wird Dresden vom gleichen Zeitpunkte an unter den deutschen Städten an 4. Stelle stehen.